Aus dem Leben einer gewissen Kitty. Teil 3 - Titel: Die Glastür und mein Ego (Untertitel: Eine Tragödie in durchsichtig)
- Fräulein Kitty
- 1. Juni
- 2 Min. Lesezeit

Eine Tragödie in durchsichtig.
Es war ein friedlicher Sonntag.
Ich war gut gelaunt, frisch geduscht, emotional stabil.
Mein Kaffee dampfte, meine Playlist flötete französische Chansons, und ich fühlte mich wie eine Mischung aus Audrey Hepburn und „Ich hab mein Leben im Griff“.
Spoiler: Hatte ich nicht.
Denn dann kam sie.
Die Glastür.
Sie stand da.
Still.
Transparent.
Heimtückisch.
Ich hatte sie geputzt.
Frisch.
Streifenfrei.
Ein Verbrechen in Klarheit.
Und ich – stolz wie Oskar, mit Latte in der Hand und einer Weltverbesserer - Haltung im Schritt – wollte in den Garten schreiten.
Schreiten!
Nicht gehen.
Nicht schlurfen.
Nein – schreiten, als wäre ich ein Disney-Charakter, der gleich ein Lied über Freiheit singt.
Ich nahm Anlauf – metaphorisch – und dann: KLONG.
Mein Gesicht, mein Kaffee, mein Ego – alles prallte gleichzeitig auf Glas.
Der Latte macchiato flog in die Luft wie in Zeitlupe, tanzte einen absurden Ballettsprung und verteilte sich kunstvoll über meine frisch geputzte Glastür.
Das war der Moment, in dem meine Seele kurz meinen Körper verließ, um sich aus sicherer Entfernung selbst auszulachen.
Ich taumelte zurück, hielt mir die Nase, mein Stolz lag in Scherben (im Gegensatz zur Tür, die natürlich keinen Kratzer hatte).
Ein Vogel im Garten schaute mich entgeistert an.
Wahrscheinlich dachte er: „Wer läuft in einen Horizont rein?“
Seitdem weiß ich: Glastüren sind die Narzissten unter den Möbelstücken – sie wollen bewundert werden, tun aber so, als wären sie gar nicht da.
Und mein Ego?
Hat eine kleine Delle.
Direkt zwischen Selbstbild und Realität.
Heute putze ich Glastüren nicht mehr.
Aus Prinzip.
Ich sage: „Schmutz hat Charakter.“
Und wenn mich jemand fragt: „Hattest du je einen Moment absoluter Demütigung?
“Dann sage ich: „Frag die Glastür. Die erzählt es dir. In HD.“
Spoiler: Teil 4? Ich sag nur: Gummibärchen, Zahnarztstuhl und ein dramatisches Missverständnis.

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